Breithorn - Westgipfel 4164 m

Komplette Breithorn-Traversierung E-W

Die Breithorn-Traverse spukte uns - mir und meinem Führer UG, schon längere Zeit in den Köpfen herum, wird sie doch allenthalben als sehr schöne, kombinierte Tour angepriesen. 

So fuhren wir am Sonntag 14. September 1985 nach Zermatt und benutzten die Bahn zum Klein Matterhorn. Vom Klein Matterhorn machen wir uns bald auf den Weg, um via Breithornplateau, Breithornpass und Einstieg Pollux Normalroute zum Rifugio Guide della Val d'Ayas zu gelangen. In dieser Hütte hatte ich mich bis jetzt jedes Mal wohlgefühlt, so auch dieses Mal, nur an die typisch italienischen Stehklos werde ich mich wohl nie gewöhnen.

 

Am Morgen, kurz nach 5 machten wir uns auf den Weg in Richtung Zwillingsjoch / Castor / Pollux und danach in Richtung Bivacco Rossi e Volante. In Anmarschrichtung etwas rechts des Biwaks - zuerst im Firn, danach über ein paar Felsen und dann wieder in steilerem Firn - gelangten wir auf den Grat, der vom Biwak in Richtung des ersten Tagesziels Roccia Nera zieht. Der Aufstieg in den Sattel vor der Roccia Nera ist ziemlich steil und brachte uns nun definitiv auf Betriebstemperatur, vom Sattel gelangten wir in wenigen Minuten zum ersten Gipfel des Tages.

Von der Roccia Nera führt zuerst ein schöner Firngrat, dann leichte Felsen zum Breithornzwilling Ost. Von dessen Gipfel stiegen wir zuerst einige Meter ab und seilten dann von einem Abseilstand bequem zum weiteren Firngrat ab bzw. liessen uns gegenseitig ab, man könnte auch alles abklettern.

Bald folgte der Breithornzwilling West - bereits der dritte Gipfel des Tages - und an diesem muss man im Aufstieg schon etwas mehr anpacken. Auch von diesem Gipfel könnte man abklettern, um wieder auf den Firngrat zu gelangen, wir seilten einmal westlich auf eine schräge Platte zu einem weiteren Abseilstand und von dort ein weiteres Mal in südliche Richtung ab. Weiter auf dem Grat gelangt man in wenigen Minuten zur sogenannten Selle / Pt. 4022. Dieser Punkt wird bei der Halben Traverse direkt vom Klein Matterhorn angesteuert und so stauten sich beim Einstieg zum Mittelgipfel bereits einige Seilschaften. Somit hatten wir keine Eile und konnten uns getrost zur ersten längeren Pause niederlassen.

 

Nun folgte der interessanteste Teil der Tour, der Aufstieg zum Mittelgipfel. Der Fels ist super und die Aus- bzw. Tiefblicke sind überwältigend. Den ersten Aufschwung sind wir links umgangen (die sogenannte Faulpelz-Variante), weil wir sonst zu lange am Einstieg hätten warten müssen. Wenn man unsere Variante wählt, bewegt man sich am ganzen Aufstieg zum Mittelgipfel maximal im IIIer-Bereich, geht man den ersten Aufschwung direkt an, hat es eine IVer-Seillänge dabei. Gegen Ende des Aufstiegs kamen uns mehrere Seilschaften entgegen, die die Kletterei von oben nach unten absolvierten, den Reiz an dieser Variante kann ich persönlich nach wie vor nicht recht erkennen. Kurz vor dem Erreichen des Firngrats zum Mittelgipfel folgt noch das kecke, spitze Türmchen und schon hiess es wieder Steigeisen montieren und via Mittelgipfel und Hauptgipfel zurück zur Station Klein Matterhorn, wo wir mit hochpreisigen Getränken unseren Flüssigkeitspegel auf Vordermann brachten.

 

Die Tour ist aus meiner Sicht ein typisches ZS, wir haben von der Ayas bis zur Station Klein Matterhorn inklusive allen Pausen ziemlich genau 9 Stunden gebraucht und haben dabei weder pressiert noch getrödelt. Wir waren abgesehen von der üblichen Hochtourenausrüstung inkl. 50m-Seil mit zwei Friends, 3 Expressen und wenigen Bandschlingen unterwegs. Weil die Tour doch recht nah zur Seilbahntechnischer Infrastruktur ist, wird sie viel begangen.