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Der Mont Blanc ist der höchste Berg Frankreichs,
der Alpen und sogar der höchste Punkt der EU und Westeuropas. Sein Gipfelbereich liegt vollständig in Frankreich während seine Süd- und Ostflanken zu Italien gehören. Wegen seiner Lage in den Westalpen ist er der zehntselbstständigste Berg der Welt und hat eine Schartenhöhe von 4697m und der nächst höhere Berg Кюкюртлю (Kjukjutlju; 4912m) ist 2812km entfernt.
Der aus Granit bestehende Mont Blanc ist nordseitig nahezu vollständig vergletschert, in Süden ist der dagegen aus steilen Felswänden und zackigen Felsgrate aufgebaut die sein vergletschertes Gipfeldach stützen. Von Gipfel gehen zahlreiche Grate aus, nach Nordwesten die Arête des Bosses zum Dôme du Goûter (4304m) und weiter zur Aiguille du Goûter (3863m). Nach Nordosten leitet ein Verbindungsgrat zum Mont Maudit (4465m) und Mont Blanc du Tacul (4248m). Gegen Süden gibt es zwei steile, über 3500m hohe Felsgrate dessen Füsse im Val Veny liegen. Der östliche Grat heisst Peuterey, der Westliche Brouillard. Zwischen den beiden Südgraten liegt noch die Cresta dell'Innominata und die drei Piloni del Freney. Nordseitig fliesst vom Mont Blanc der Glacier des Bossons vom Gipfel bis 1420m hinab womit er der Gletscher mit dem grössten Höhenunterschied in den Alpen ist. Auf der der italienischen Seite liegen die Gletscher dagegen in den schattigen flachen Tälern unterhalb mächtiger Felswände. Die beiden Gletscher Ghiacciaio de Miage und Ghiacciaio della Brenva nahmen interessanterweise in den letzten 150 Jahren kaum an Volumen ab.
Da der Mont Blanc einen Gipfel aus Firn hat ändert sich seine Höhe stets je nach Wetterbedingungen, Sein höchster Punkt unter der Firnhaube ist 4792m. So waren seine gemessene Gipfelhöhe in den Jahren 1986 und 2001 4808,4m, im Jahr 2007 4810,9m und die heute offizielle Höhe ist 4810,45m welche man 2009 gemessen hatte.
1760 setzte der Schweizer Naturforscher Horace Bénédict de Saussure eine Belohnung von 20 Goldtalern aus für die Erstbesteigung des Mont Blanc aus Interessen von naturwissenschaftlichen Fragen doch mehrere Besteigungsversuche scheiterten in den folgenden Jahren. Am 8.8.1786 gelang schliesslich die Erstbesteigung durch Jacques Balmat und Michel-Gabriel Paccard durch die Einheimischen aus Chamonix und ein Jahr später stand der Genfer de Sassure selbst auf dem Gipfel und führte dort wissenschaftliche Experimente durch.
Heute wird der Berg während Schönwetterphasen besonders im Frühjahr und Sommer von täglich bis über 100 Alpinisten über verschiedene Routen bestiegen. Am einfachsten sind Aufstiege von Nid d'Aigle über die Arête des Bosses (WS-) und von der Aiguille du Midi über den 4465m hohen Mont Maudit (WS). Wegen den geringen technischen Schwierigkeiten und damit zahlreichen Bergsteiger ereignen jährlich fast 100 Unfälle bei denen die Verunglückten meistens mit dem Helikopter gerettet werden können und so Überleben. Die Gründe der Unfälle sind besonders die berüchtigten Wetterstürze mit Nebel und Schneetreiben da der Mont Blanc als erstes grosses Hindernis für Wetterfronten vom Atlantik her im Weg steht. Auch Überschätzung unerfahrener Berggänger sind eine häufige Unfallursache am Mont Blanc.
Besteigungsbericht
Die Besteigung des Montblanc,
von der wohl jeder Alpniinst irgendwann mal träumt, ist bei hervorragenden Bedingungen trotz zahlreicher Mitstreiter ein echter Genuss. Für uns gestaltet sich das Ganze als 2ter Versuch. Der Wetterbericht verheißt uns für Dienstag ein Wetterfenster, sodass wir am Sonntagabend das Nötigste in die Rucksäcke werfen.
Eigentlich wollten wir auch die Gonella-Route gehen, aber die soll spät im Jahr zu ausgeapert sein. Da ich 1994 den Mont Blanc schon einmal auf der Goûter-Route bestiegen habe und mich noch an ein paar Dinge erinnere, entschieden wir uns spontan für diesen Weg.
Dienstag,
01:00h erlöst mich das Klingeln vom Nicht-Schlafen. Für ein Hüttenfrühstück ist das, was wir hier bekommen, wirklich gut und reichlich. Vorbei sind die Zeiten, als es im Schein der Stirnlampe zwei Scheiben trockenen Zwieback aus der Plastiktüte gab. Während wir auf Wurst und Brot warten ziehen wir uns komplett an, sodass wir kurz vor 02:00h hinaus in die Nacht treten.
Über uns marschiert bereits eine Karawane anderer Bergsteiger die Rippe hinauf. Wir passieren zunächst zahlreiche Zelte und haben dank einiger Steinmännchen keine Probleme die Route über den Restgletscher bzw. die Blockhalde hinüber zum Felsaufschwung zu finden. Nach einer knappen halben Stunde verzweigt sich der Weg. Links geht es verlockend leicht die auf die linke (falsche) Rippe hinauf. Rechterhand versperrt ein kleines Wandlzunächst den Weiterweg, sodass hier viele einen kleinen Verhauer hinlegen (es ist natürlich bekannt, dass man das Couloir zur rechten Rippe hin queren muss, aber man sieht im Dunkeln von unten nicht exakt wo). Wir merken es jedoch gleich und machen uns an das Wandstückchen. Andere haben nicht soviel Glück und bleiben links, was später eine äußerst heikle Querung des Grand Couloirs bedeutet. Nach dem Wändchen sind es noch wenige Meter hinein ins Grand Couloir, heute Nacht beinahe so sicher wie Abrahams Schoß. Wir haben weder Mühe noch Angst beim Durchqueren dieser Schussbahn, das hab ich schon ganz anders erlebt.
Auf der anderen Seite erleichtern Fixseile die Erkletterung des Beginns der Rippe, welcher wir nun bis zum Refuge de l'Aiguille du Goûter treu bleiben. Meist hält man sich auf der Gratkante selbst, weicht nur ab und an wenig (!) nach links oder rechts aus. Oft, aber nicht durchgehend, handelt es sich um Absturzgelände (merkt man erst auf dem Rückweg), man darf also gerne auch öfters auf Sicherheit statt auf Schnelligkeit setzen. Die letzte 200Hm zur alten Hütte sind fast durchgehend mit Stahlseilen versichert, und zwar doppelt, sodass Überholen bzw. Gegenverkehr kein Problem darstellen (2,5h, T4, I+, L).
Nun geht's in matschigem Firn einige Meter hinauf auf die Aiguille du Goûter und hinüber zum an der Kante klebenden Metallei des Nouveau Refuge de l'Aiguille du Goûter, man kann aber auch oben bleiben und die Hütte auslassen. Über den Grat erreichen wir das weite Firnbecken, welches sich sanft zum Dôme du Goûter hin aufbäumt. Es folgen zwei Stunden herrlichster Langeweile, lediglich der nahende Sonnenaufgang und der Traubenzucker im Munde verhindern, dass ich einschlafe. Step by step nähern wir uns dem Dôme, dessen Gipfel wir wenig links umgehen. Hier geht der Mont Blanc auf. Der herrlich geschwungene Bossesgrat liegt vor uns und wir gewinnen gleich neue Energie. Ein kurzer (auf dem Rückweg arg nerviger) Abstieg führt in den Col du Dôme und ein steiler Hang zum nahen Bivouac Vallot, was heute ausgebucht zu sein scheint. Überall rasten Bergsteiger, es riecht nach Stall, ist aber Mensch. Wir verlegen die Pause ein paar Meter weiter Richtung Gipfel.
Noch trennen uns gute zwei Stunden vom Dach der Alpen, mit Pausen sind es derer drei. Erstes Hindernis auf dem Weg dorthin sind die beiden Gratbuckel Grande Bosse und Petite Bosse. Vorher schnürt sich die Firnschneide auf 100m doch ansehnlich schmal zusammen. Nach den Grathöckern passieren wir die letzten Felsen und gelangen, wiederum über den schmalen Gratfirst, zu einem kleinen Absatz, 4650m, direkt unterhalb des Bergschrundes. Das 10m hohe Nadelöhr ist heute durch ein Fixseil entschärft, dennoch braucht es zu Beginn einen mutigen Schritt über die garnicht mal so schmale Spalte. Ein weiterer Steilhang leitet zum Beginn des Gipfelgrates, hier dürfte auch irgendwo der höchste Punkt Italiens liegen, wahrgenommen bzw. daran gedacht haben wir jedoch nicht. Denn seit dem Vallot-Biwak müssen wir trotz bestehender Rest-Akklimatisation etwas kämpfen, was unsere recht gemütliche Besteigungszeit von sieben Stunden plus zwei Stunden Pause erklärt. Aber nun ist es nicht mehr weit, wir können den Berg genießen. Und das auch noch alleine, denn momentan sind keine anderen Seilschaften weit und breit zu sehen. Zehn Schritte, Pause und nochmal zehn. Ja der Gipfel will verdient sein. Aber irgendwann geht's dann nimmer höher. Wir stehen zu zweit auf dem Mont Blanc, keine anderen Bergsteiger. An einem absoluten Traumtag. 6 Jahre sind seit meinem letzten Besuch vergangen. Damals war dies mein vierter 4000er und noch eine Nummer zu groß. Heute dagegen ist der Berg trotz höhenbedingter Anstrengung ein echter Genuss.
Nach einer halben Stunde machen wir uns auf den Rückweg. Die nach wie vor in großer Zahl aufsteigenden Alpinisten erfordern hin und wieder recht spannende Ausweichmanöver. So verläuft der Abstieg dann ohne nennenswerte Ergeignisse. Recht zäh geht es dank Gegensteigungen zurück auf die Goûterhütte und die steile Flanke hinab. Auch das Grand Couloir ist noch nicht aus seinem Schönheitsschlaf erwacht und beschießt uns netterweise nicht mit den sonst üblichen Begrüßungssalven. In der Tête Rousse Hütte tanken wir Wasser, laden die zurückgelassene Ausrüstung auf und machen uns auf den Abstieg zum Refuge Nid d'Aigle. Die letzte Bahn hinab nach Les Houches haben wir nämlich ohnehin schon verpasst, sodass wir uns statt dem chamoniarden Nachtleben der Hüttenruhe am Adlernest widmen. Nebenbei haben wir in 16 Stunden (inkl. Pausen) nicht ganz unsportliche 1800 Höhenmeter hoch und 2600 wieder runter gemacht. Ich liege um 20h im Bett und schlafe zwölf Stunden durch.
Mittwoch,
Wir eiern die fünf Minuten runter zum Bähnli, tuckern eine Station weiter und schweben von Bellevue hinab zum unversehrten Auto in Les Houches. Anschließend gönnen wir uns noch ein ausgiebiges Fressgelage in Chamonix und machen Fotos mit Balmat und Paccard, die in Bronze gegossen gen Gipfel blicken. So haben wir denn den Berg quasi im Handstreich genommen. Und es war eine in jeder Hinsicht eindrückliche und gelungene Tour und der Abschluss eines ereignisreichen Bergsommers.