Top of Switzerland - Dufourspitze, 4634m - Silbersattel - Nordend, 4608m

Endlich haben wir einen Termin gefunden, welcher beiden passt und zudem das Wetter sich die nächsten Tage von der besten Seite zeigen sollte. Schon lange hegte ich den Wunsch den höchsten Schweizer Gipfel zu besteigen.  

 

Zustieg zur Monte-Rosa-Hütte,

Doch entgegen dem vorhergesehenen Plan reist nun RF doch etwas später an, so mach ich mich allein auf zur Monte-Rosa-Hütte. Zeitig am Morgen begab ich mich zum Matterhorn-Express um die ersten Höhenmeter mit der Bahn zurückzulegen und somit Kräfte für den Folgetag zu sparen. Doch als ich die Menschenmenge vor den Billettschaltern und in der Anstehreihe sah, wurde es mir beinahe ‘schwarz’ vor Augen. Das darf ja nicht wahr sein. Eine mindestens 50m lange und 10m breite Menschentraube. Kurzerhand nahm ich die Skier wieder auf die Schultern und machte mich auf zum Bus-Parkplatz wo ich die Skier anschnallte und somit den ganzen Weg unter die Füsse nahm. Ich habe den ganzen Tag Zeit so nehme ich es ausserordentlich gemütlich.   

 

Ich folgte der Skipiste Richtung Furi P1862 und dann weiter Richtung Gletschergarten. Die Skipiste von Furgg nach Furi ist wegen Lawinenniedergängen von der Alp Hermetje geschlossen. Ich folge dem Sommerwanderweg zu P1945, P2007, P2048 und P2068 zur Schlucht, welche dieses Jahr noch tief verschneit ist. Es ist angenehm und landschaftlich ausserordentlich reizvoll durch den lockeren Lärchenwald aufzusteigen. Die Gorner-Schlucht bereitet keinerlei Probleme, ein einziges Wasserloch ist auszumachen.

 

Nun kommen die ganz ‘Grossen’ (Dufourspitze, Lyskamm, Castor, Polux etc) das erste Mal ins Sichtfeld, einfach traumhaft. Gemütlich steige ich weiter den langgezogenen Gornergletscher hinauf. Etliche Spuren sind von der Gandegghütte und vom Schwarztor her hinunter auf den Gornergletscher zu sehen. Da ich alleine unterwegs bin, habe ich auf die Abfahrt vom Schwarztor und der Besteigung des Pollux verzichtet. Dieses Ziel ist jedoch auch in anderer Kombination gut zu erreichen. Nun wird es immer wärmer, die Jacke habe ich schon längstens ausgezogen. Mittlerweile wäre dann auch eine Mittagspause angebracht, gesagt resp. gedacht und schon umgesetzt. Genüsslich setze ich mich auf einen grossen Stein, geniesse die Aussicht, esse und trinke etwas und bestaune wer mir da alles entgegen kommt. Es sieht nach Heli-Skiing Gästen aus. Das Können einzelner Skifahrer ist fast grenzwertig.

 

Ich befinde mich bereits auf dem Grenzgletscher, die Monte-Rosa-Hütte ist schon deutlich sichtbar. Noch ein Stündchen, dann kann ich mich an einem kühlen Bier erfreuen. Ja, so war es dann auch.

 

Den Nachmittag verbringe ich auf der Sonnenterrasse bei der Hütte P2795, das Thermometer zeigt mehr als 30° an (an der Sonne gemessen), aber trotzdem es ist ausserordentlich warm, im T-Shirt ist es mehr als genügend warm.   

 

Dufourspitze – Silbersattel - Nordend,

Morgenessen 4:00, das Wetter verspricht ein super Tag zu werden. Windstill, der Schnee hart gefroren, die ganze Bergwelt liegt noch im Dunkeln. In flottem Schritt noch im Schein der Stirnlampen zogen wir von der Hütte los. Schnell bin auf Betriebstemperatur. Es ist eine gute Spur zu finden, welcher wir folgen und die ‘obere Plattje’ nach meinem Zeitgefühl schnell erreicht haben. Eine kurze Trinkpause und weiter geht’s. Allmählich kommt ein eisiger Wind auf, ich ziehe mir die Mütze tiefer über die Stirn und klappe die Kapuze hoch. Die Temperaturen fühlen sich eisig an, brrrrrr! Es dämmert, das Matterhorn, der Lyskamm leuchtet orange/hellrot. In gleichmässigen Schritt steigen wir den Monte-Rosa-Gletscher (Scholle, Satteltole) der Route 230a folgend hoch. Die Spur ist gleichmässig ansteigend angelegt. Die erste Gruppe ist ca 15 Minuten vor uns und errichtet unterhalb des ‘Sattels’ P4355 das Skidepot. An derselben Stelle wechseln wir, da die letzten Meter auf den Grat vereist sind, ebenfalls zu den Steigeisen und gehen zu Fuss weiter. Die Skier haben wir auf den Rucksack gebunden, da wir den Abstieg zum Silbersattel ins Auge fassten. Der Grat ist anfangs vereist und steil ansteigend, bevor er ins felsige Gelände wechselt um anschliessend nochmals steil und wieder vereist ansteigt. Die Granitblöcke umgehen wir mal links mal rechts. Die Wegfindung ist nicht schwierig. Mit jedem Höhenmeter wird die Luft dünner, die Atmung schneller, die Schritte kleiner und langsamer. Vom Elan zu Beginn der Monte-Rosa-Hütte ist nicht mehr viel übriggeblieben. Noch die letzten Meter und da steht das Gipfelkreuz vor uns.

 

Punkt 10:00, Dufourspitze, 4634m. Überwältigend, die Schweiz liegt mir zu Füssen, ich stehe auf den höchsten Punkt der Schweiz! Ich setze mich gemütlich neben das Gipfelkreuz und kann es kaum fassen. Bereits seit vielen Jahre hegte ich diesen Wunsch, immer wieder wurde die Tour abgesagt oder ist wie vor zwei Jahren beim Silbersattel gescheitert. Der Wind hat sich mittlerweile gelegt, es ist absolut windstill und angenehm warm. Wir verpflegen uns und machen uns dann schon bald auf Richtung Silbersattel. 

 

Nun steht noch die Besteigung des Nordendes bevor. Die Rucksäcke, Skis deponierten wir beim Silbersattel. Mittlerweile spüre ich meine Oberschenkel, ich war auch schon ‘frischer’ unterwegs. Aber schon mal auf dem Silbersattel, bietet sich dieser Gipfel geradezu an. Der Grat ist westseitig vereist, ostseitig ist eine Wechte. Es ist Vorsicht geboten. In merklich reduzierten Tempo schreite ich dem Grat entlang. Vor dem letzten Felsaufschwung bin ich nahe am ‘Aufgeben’. RF bestätigt, dass es nur noch wenige Meter seien, so sammle ich nochmals alle Kräfte und stehe dann wirklich schon auf dem Nordend 4608m.

 

Vom Silbersattel fahren wir in herrlichem Pulverschnee zurück zur Monte-Rosa-Hütte. Immer wieder musste ich wegen übersäuerten, schweren Oberschenkel eine Pause einlegen und verschnaufen. Doch nach und nach, mit jedem Höhenmeter bessert es. Bei der Monte-Rosa-Hütte angelangt, ist eine ausgedehnte Pause und feine Walliser-Käse-Schnitte und viel Flüssigkeit angesagt.  Die Abfahrt zurück nach Zermatt ist einfach und bis ins Dorf gut befahrbar (so auch die Schlucht), dies wird sich aufgrund der grossen Schneemengen nicht so schnell ändern.

 

Fazit:

Überwältigend, auf den höchsten Schweizer Gipfel zu stehen. Es ist eine nicht besonders schwierige aber lange und anstrengende Tour welche einen besonderen Reiz ausübt. Bei meinen Bergabenteuern ein absoluter Höhepunkt. Man wird einem der Distanzen und der Grösse so richtig bewusst, was sind wir Menschen schon in dieser gewaltigen Bergwelt.

Einen herzlichen Dank an RF für die Organisation und die gute Führung, auch wenn ich in seinen Augen zu langsam unterwegs war, 5:30h gegenüber den SAC-Angaben von 6:30h ist in meinen Augen eine gute Leistung.