Zinalrothorn 4221 m

Ohne Zweifel ist das Zinalrothorn einer der faszinierendsten Berge der Alpen.

Aus jeder Perspektive zeigt er ein anderes Gesicht, besonders von Norden betrachtet beeindruckt sein überhängender Gipfelaufbau. Diese Ausgesetztheit und eine nicht ganz einfache, unter Umständen gar gefährliche Normalroute machen den Gipfel zu einem anspruchsvollsten Ziel, das häufig unterschätzt wird. Bei idealen Verhältnissen, gutem Wetter und entsprechender Routine bietet der Berg aber grandiose Klettereien im wohl besten hochalpinen Gneis der Schweiz.

Es herrschte unbeständiges Wetter, dass uns vom ursprünglichen Wunschgrat absehen liess; dazu waren die Verhältnisse in der Querung und im Couloir nicht ganz trivial. Das treiben am Berg gipfelte darin, dass sich eine überforderte Seilschaft vom Gipfel weg (!) ausfliegen liess. 

 

Wenn das Wetter nicht mitspielt 

An dieser Stelle ein kurzer Erlebnisbericht und ein paar Empfehlungen zum Zinalrothorn.

Nach der üblichen, unruhigen Übernachtung auf der Rothornhütte unter angespannten Bergsteigenden gings um etwa halb fünf los. Draussen empfing uns nicht nicht wie prognostiziert eine sternenklare Nacht, sondern bedeckter Himmel und garstiger Wind. Schon im Wasserloch bekundeten die Ersten Mühe; die Stelle ist mit schmierigem Sand in der Tat nicht ganz ohne. Beim Frühstücksplatz war das Wetter immer noch nicht besser, im Gegenteil, es begann zu Graupeln. Beim Abzweiger zum Rothorngrat werweissen wir lange, ob wir den Rothorngrat wagen können. Der Entscheid fällt schlussendlich zu Gunsten der Normalroute, wo wir uns dann im hinteren Feld einreihen.

Die Querung nach dem Firngrat ist teils vereist, das Eisloch feucht und im Couloir liegt nicht mehr durchgehend Schnee. Einige Seilschaften versuchens im Couloir und lösen Steinschlag aus, ; wir wechseln bald in die linken Randfelsen, was definitiv besser ist. Nach der Gabel gehen wir parallel zu zwei Gästen eines Bergführer aus der Romandie, welcher sehr effizient klettert. So können wir erst auf der Binerplatte überholen. Die folgende, wunderschön exponierte Rippe und den Schlussgrat können wir mit freier Bahn klettern, so dass wir etwa um 8 unter den ersten Seilschaft auf dem Gipfel eintreffen - immer noch begleitet von Windböen und Graupelschauer. Ungemütlich und schade und das Gipfelerlebnis...

Der Abstieg verläuft dann glatt, obwohl wir einige Seilschaften kreuzen müssen. Aus der Mitte der Rippe lässt sich elegant 25m diagonal über die Binerplatte abseilen. In der Gabel kreuzt uns dann eine Seilschaft, immer noch im Aufstieg, sie habe sich "verstiegen" - sie wird gut 3 Stunden später vom der Air Zermatt in der Hütte abgesetzt, ausgeflogen direkt vom Gipfel...!

Wir seilen und klettern auf der Rippe ab, bis wir das Couloir queren müssen, der gefährlichste Teil der Tour. Mit einer anderen Seilschaft zusammen seilen wir 50m diagonal zum anderen Rand ab, dann nochmals 20m direkt in die Querung, so umgehen wir das meiner Ansicht nach sehr steinschlaggefährdete Eisloch. Der Quergang fordert nochmals volle Konzentration, erst nach dem Firngrat legen wir an einem wunderbaren Plätzchen ein längere Pause ein - und das Wetter bessert sich! Der restliche Weg in die Hütte ist dann noch mühsame Formsache, zum Glück erleichtern Schneefelder den Abstieg; durchs Wasserloch wird am besten kurz abgeseilt. 

Auf der Rothornhütte treffen wir zur Mittagszeit ein, eine währschafte Bergführerrösti ist jetzt wärmstens willkommen! Als Zückerchen unserer Hochtourenwoche übernachten wir für einmal im "Hotel"  du Trift - nach nur 850 Höhenmeter Abstieg - nehmen wir unser Zweierkämmerchen im Empfang und geniessen nach drei schweisstreibenden Tagen eine Dusche. Und profitieren von der Gastfreundlichkeit und den Kochkünsten Hugos!

Fazit und Empfehlungen zum Zinalrothorn:

In der Normalroute sind selten über die ganze Länge optimale Verhältnisse anzutreffen: Das Couloir zur Gabel ist mit Trittschnee am sichersten und komfortabelsten, dann sind allerdings die Gipfelfelsen oft noch schneebedeckt oder vereist.

Im aperen oder ausapernden Zustand ist das Couloir steinschlaggefährdet, besonders zu späterer Tageszeit. Es muss zwingend gequert werden. Meist geschieht dies an seinem unteren Ende im "Eisloch" - hier sammelt sich aber auch alle Steine oder Eisstücke, die ins Couloir fallen. Dies macht die Normalroute meiner Ansicht nach zu einer der objektiv gefährlicheren auf einen 4000er. Persönlich möchte ich die Route nicht nochmals begehen, für mich kommt nur noch der Nordgrat (ZS III) als Abstieg in Frage. Bei guten Verhältnissen dürfte dieser Abstieg nach Zinal nicht schwieriger und zeitlich kaum länger sein.

Das Gelände ist sehr abwechslungsreich: Firn- und Geröllfelder, ein Schneegrat, ausgesetzte Querungen und Gratklettereien in wunderbarem Fels.

Dies fordert den kompletten Bergsteiger, weniger routinierte buchen besser einen Führer.

Die Route ist an sich nicht besonders lang und bis auf fast 4000m ist vorwiegend Gehgelände. Begehungszeiten hängen stark von Routine und den Verhältnissen ab. Zwischen dreieinhalb und sechs Stunden dürften realistisch sein, der Abstieg dauert ähnlich lange.

Die Bewertung ZS- trifft nur bei optimalen Bedingungen zu, ich würde ein klassisches ZS veranschlagen.

Ausrüstung: 50m Seil, Pickel, Steigeisen, Schlingen, Abseilachter, wenige Expressen. 

 

Tour mit RF.