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Skitour Äbeni Flue 3962m–Lötschenlücke
Noch ein Höhepunkt im UNESCO-Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch: Mit einem „Beinahe“-4000er und der Nacht in der prominenten SAC-Hollandiahütte.
Vom Jungfraujoch aus tauchen wir in die vergletscherte Welt des Jungfraugebiets ein. Kürzere Anstiege, verbunden mit langen Abfahrten, machen diese zwei Tage besonders attraktiv. Wir übernachten in der Hollandiahütte.
1. Tag Start am Jungfraujoch und Abfahrt zum Konkordiaplatz. Über die weiten Flächen des Aletschfirns steigen wir zur Hollandiahütte (3240m) auf.
2. Tag Gipfeletappe zur Äbeni Flue (3262m) und grandiose Abfahrt nach Blatten (1540m) im Lötschental.
ich habe meine liebste Seilschaft im Rücken, Ursula und Rolf.
Adrenalin pur und dünne Luft - grandiose Erlebnisse im Hochgebirge
Endlich hat's wieder einmal mit einem gemeinsamen Abenteuer geklappt - Touren mit U + R sind jedes Mal tolle Erlebnisse und häufig bleiben einige Eindrücke unvergesslich - so auch dieses Weekend.
Wir entschlossen uns für das Jungfraugebiet, Ziele gibt es dort zuhauf - bei uns sollte das Primärziel das Mittaghorn 3892m sein, nach Lust und Laune darf aber ruhig auch noch etwas dazu kommen.
Start um 10.00 Uhr beim Jungfraujoch 3454m - das Wetter bereits schlechter als prognostiziert, jedoch immer noch mit Sonnenfenstern beim Louwitor, sodass wir dieser Variante den Vorzug gaben - notfalls wären wir sonst runter zum Konkordiaplatz gefahren. Beim Louwitor 3676m dann aber praktisch keine Sicht mehr, sodass wir bei anfänglich miserablen Schneebedingungen via Kranzbergfirn runter zum Grossen Aletschfirn fuhren. Eine kurze Verpflegungspause bei wieder hoffnungsvollerem Wetter stärkte unsere Energiereserven - diese benötigten wir dann auch für den langen Anstieg zur Hollandiahütte SAC 3238m, welche wir beinahe im Whiteout dank GPS-Unterstützung punktgenau erreicht haben.
Die Crew hatte einiges zu tun, zumal die Hütte fast voll war. Dennoch stets sehr freundlich und hilfsbereit - ein grosses Dankeschön an dieser Stelle u.a. auch dafür, dass wir sogar noch unsere eigene, ruhige Schlafecke bekommen haben.
Um 06.00 Uhr war dann Tagwache, entsprechend gab es mindestens soviel Schlaf, wie wenn man zu Hause im eigenen Bett geblieben wäre.
Bei klaren, fantastischen Verhältnissen Start um 07.00 Uhr bei der Hollandiahütte SAC 3238m und bald schon in der Pole-Position, da wir nun vor dem geplanten Mittaghorn auch noch die Äbeni Flue besuchen wollten. Die Spurarbeit sowie die zunehmende Höhe bzw. Sauerstoff-Knappheit forderte dann je länger desto mehr ihren Tribut - die Schritte wurden langsamer und das Atmen entsprechend schwerer. Die Hochgebirgsruhe wurde einzig vom Lärm der zahlreichen Helikopter gestört, welche im 2-Minuten-Rythmus zahlreiche Aufstiegsverweigerer zum nahe gelegenen Gebirgslandeplatz flogen. Bedenkt man, dass um diese noch junge Tageszeit die Abfahrtsbedingungen auf dieser Höhe alles andere als flowig sind, so waren wir froh, dass wir den Zeitpunkt für die Abfahrt ins Tal selbst festlegen konnten. So erreichten wir also um 09.15 Uhr als erste des heutigen Tages den Gipfel der Äbeni Flue 3962m und genossen bei kühlen Temperaturen die tolle Aussicht.
Während wir via Südostflanke aufgestiegen waren, fuhren wir nun bei akzeptablen Schneebedingungen über die Südwestflanke hinunter auf den Äbeni Flue-Firn. Die Sonne heizte nun langsam ein, dennoch genossen wir hier auf diesem fantastisch schönen Plateau unsere Verpflegungspause und stärkten uns für den kommenden Aufstieg.
Wieder mit Fellen an den Skis stiegen wir unschwierig hoch zum Anujoch 3629m und wechselten auf Steigeisen sowie Skistock / Pickel. Die ersten Meter über den Fels noch einfach, dann folgt ein kurzes Abklettern auf ein markantes, jedoch ausgesetztes und leicht abdrängendes Band, welches im Grunde genommen nicht schwierig zu begehen ist, doch kämpft man bald einmal mit den Skis am Rucksack und der geringen Durchgangshöhe. Grösser gewachsene Personen werden um ein Kniefall nicht darum herum kommen - es gibt aber sicher auch elegantere Varianten. Nach diesem Fels-Techtelmechtel folgt nun der weitere steile Fussaufstieg über den Südgrat zum Vorgipfel des Mittaghorn 3880m. Auf dieser Etappe hat man eine schönen Einblick in die steile Südflanke - hier lief auch uns das Wasser im Mund zusammen... Beim Vorgipfel angekommen belässt man am besten die Skis am Rucksack, denn die letzten Meter über den nicht zu unterschätzenden (und verwechteten) Grat sind teilweise ausgesetzt und ein Ausrutschen mit Skis könnte fatale Folgen mit sich bringen. So erreichten wir um 11.45 Uhr den Hauptgipfel des Mittaghorn 3892m.
Im Gegensatz zur Äbeni Flue waren wir hier nicht alleine, dafür aber waren wir mit unserer Idee, die steile Südflanke zu befahren, fast alleine. Fast deshalb, weil noch 2 weitere Skifahrer diese Abfahrt gemacht haben, jedoch etwas früher als wir, wo wir immer noch im Aufstieg zum Hauptgipfel waren. So kehrten wir also per Pedes wieder zurück zum Vorgipfel und überprüften die Verhältnisse in der Flanke. Noch immer trafen wir pickelharten Schnee auf den ersten Abfahrtsmeter an, aufgrund der starken Mittagssonne aber hofften wir auf bessere Verhältnisse weiter unten in der Flanke. Also entschieden wir uns für diese Abfahrt und drückten uns gegenseitig die Daumen.
Die ersten Meter dann wie erwartet ein riesen Gerüttel, doch bald schon kamen wir in perfekt aufgefirnten Schnee, sodass wir die Abfahrt nicht nur geniessen sondern die Flanke richtig gehend angreifen konnten. Ein unvergessliches, eindrückliches und absolut geniales Erlebnis - mehrmals mussten wir unten auf dem Anungletscher angekommen zurück schauen und trauten unseren Augen kaum, dass wir dort soeben gerade runter gecruist sind. Ich gebe zu, das kann süchtig machen...
Die weitere Abfahrt hinunter zum Langgletscher war nochmals dank perfekten Firnverhältnissen ein absoluter Genuss. Auf dem Langgletscher selbst konnten wir nur noch im oberen Teil von guten Verhältnissen profitieren, weiter unten dann war der Schnee bereits schwerfällig und bremste uns teilweise fast aus unseren Schuhen. Dafür aber wurden kurz vor der Fafleralp 1766m die Fahr-Verhältnisse nochmals besser, sodass der Parkplatz entsprechend bald erreicht wurde.
Noch hat es genügend Schnee, ebenso auch auf der Strasse hinunter nach Blatten 1540m, weshalb eine Abfahrt problemlos möglich war. Das Taxi, welches bei aperen Strassenverhältnissen alle 30 Minuten von der Fafleralp nach Blatten fährt, war jedenfalls noch nicht in Betrieb. Im Restaurant Bietschhorn liessen wir es uns bei noch immer perfektem Frühlingswetter mit einer kulinarsichen Walliser-Plattä gut gehen, bevor wir dann die ÖV-Reise via Goppenstein und Spiez zurück nach Interlaken Ost in Angriff nahmen.
Fazit:
Immer wieder eindrücklich ist die Hochgebirgslandschaft in dieser Region - umgeben von Eis- und Schneemassen, man fühlt sich weit weg von zu Hause. Intensiv die Gipfelerlebnisse - die Belohnung für die Müh', wenn auch die Höhenmeter noch zählbar waren. Unvergesslich aber ganz klar die Abfahrt durch die steile Südflanke des Mittaghorn - emotionell und Adrenalin pur, einfach nur genial.
Die Flanke ist über 400m rund 40-42 Grad steil, der steilste Abschnitt im mittleren Teil auf 140m 44-46 Grad steil. Diese Abfahrt erfordert folglich ganz klar stabile, sichere Verhältnisse und sollte nur von Skifahrer oder Snowboarder befahren werden, welche eine entsprechende Fahrtechnik beherrschen.
Aufstieg ab Hollandiahütte: 1190m
Abfahrt ab Äbeni Flue / Mittaghorn: 2800m